Aus der Ur- und Frühgeschichte von Topfstedt

Das Alter eines Ortes wird durch die ältesten schriftlichen Zeugnisse belegt, obwohl die meisten Siedlungen älteren Ursprungs sind. Erst nach der gewaltsamen Einführung des Christentums durch Bonifatius in unserer engeren Heimat gab es schriftkundige Priester, Mönche und besonders Schreiber an den Herrscherrhäusern, die über besondere Vorgänge Urkunden anlegten. Unzählige solcher Schriftstücke gingen im Laufe der Jahrhunderte durch Natureinflüsse, aber auch Kriegseinwirkungen und Feuerbrünste verloren. Glücklich können sich die Bürger der Dörfer und Städte schätzen, denen besonders alte Schriften eine frühe Gründung nachweisen. Die Germanen, als unsere Vorfahren vor der Zeit der ersten schriftlichen Überlieferungen, waren bis auf wenige Ausnahemen, die in unmittelbarem Dienst zu den Römern standen, schriftunkundig. Das meiste,was wir über diese Zeit wissen, stammt von römischen Schriftstellern. 340 vor der Zeitrechnung brachte Pytheas von Massilia nach seiner Nordfahrt die erste antike Berichterstattung über die Unterscheidung von Kelten und Skythen und später über germanische Gebiete und ihre Bewohner. Wichtige Geschichtsquellen über Kelten und Germanen übermittelte Gajus Julius Cäsar 100...44 v.u.Z. in seinen Berichten über den Gallischen Krieg.

Strabon berichtet in seiner Geographica: " Gleich jenseits des Theins nun also, im Osten, wenn wir von den Kelten kommen, wohnen die Germanen" Tacius berichtet 98 n.u.Z., dass die Stämme in der Mitte des Landes Herminonen heissen sollen. Sicher gibt es Verbindungen zu den Hermunduren, die im Saale-Unstrut-Raum wohnten, aus denen später die Doringer und daraus die Thüringer hervorgingen. Über das Thüringer Königreich, das 531 durch die Franken und Sachsen vernichtet wurde, gibt es schon nähere Überlieferungen. Die Teilung Thüringens verlief wahrscheinlich durch unsere engere Heimat, wobei die Salzquellen am südlichen Kyffhäusergebirge von den Franken beansprucht wurden und zur Gründung von Frankenhausen führten. Die Orte Sondershausen und die Sachsenburg an der Thüringer Pforte deuten auf sächsische Gründung hin. Vom 7. bis 11. Jahrhundert wurden die sächsichen und die fränkischen Gebiete zur Verbesserung der Verwaltung, Rechtspflege und Kriegsverfassung in gewissen Distrikte, sogenannte Gaue durch die Gauverwaltung eingeteilt. Der weltliche Herrscher eines solchen Gaues war der Gaugraf. Bei der Bildung geistiger Diöcesen wahrte man in der Regel die gleichen Grenzen wie die der Gaue. Unsere engere Heimat und damit die Orte Ober- und Niedertopfstedt, gehörte zum Altgau und gleichzeitig zum Erzpriestertum Greußen, auch sedes genannt. Das geht aus Berichten über die Entwicklung des Archidiaconats Jechaburg im Jahre 1004 hervor. In Obertopfstedt befand sich schon zu frühen Zeiten ein Vorwerk des Johanniterordenhofes zu Weißensee. Die erste Urkunde, ein Vertrag von 1469 gibt Kenntnis davon. Doch zuvor gehörte das Gut wahrscheinlich zum Orden der Templer. Die Fragmente der Grabplatte, die 1982 entdeckt wurden, sind vom Mitarbeiter des Instituts für Denkmalpflege in Erfurt, Herrn Kaiser, in der Zeit nach 1300 eingeordnet worden. In der Tongrube Niedertopfstedt wurden Hockergräber gefunden, die aus der Jungsteinzeit stammen. Auf dem Flachland in der Flur Obertopfstedt fanden Frauen beim Kartoffelroden im Jahre 1970 auf der Kombine eine schnurkeramische Steinhammeraxt. 1974 wurde an der Feldengler Chaussee am Flurstück Heugraben ein Skelett aus der Zeit der Schnurkeramiker ausgegraben. Ebenfalls 1974 entdeckte man die Überreste einer germanischen befestigten Siedlung der Germanen ( ähnlich der Funkenburg bei Westgreßen) oberhalb der Quelle Springborn. Otto Landgraf, Obertopfstedt, untermauerte diese Entdeckung durch viele Funde im Laufe der folgenden Jahre, wie Keramik um die Zeitenwende und Überreste eines Schmelzofens. Von ihm stammt auch der Hinweis, dass sich in einer Mauer des ehemaligen Edelhofs ein Steinkreuz befindet. Drei Steinkreuze in Niedertopfstedt geben Auskunft über die Gerichtsbarkeit. Die Unterbauten der beiden Kirchtürme aus Ober- und Niedertopfstedt stammen aus dem 13. Jahrhundert. Das älteste, noch vorhandene Wohnhaus dürfte zweifellos das Haus der Familie Epstude in Niedertopfstedt aus dem Jahre 1575 sein. Wenig Aufmerksamkeit wird einer fast unauffälligen Verwaltung geschenkt, die entlang der ehemaligen Kreisgrenze verlief und mit der Grossflächengestaltung durch die LPG überackert wurde. Die letzte Schlehenhecke an der Grenze der Gemarkung Obertopfstedt und Greußen wurde 1978 mit der Planierraupe beseitigt. Diese Grenze, als Mark bezeichnet, geht wahrscheinlich auf die alte Gauverfassung zurück und war jahrhundertelang die Grenzlinie zwischen dem zu Sachsen gehörenden Kreis Weißensee, der ab 1815 zu Preußen gehörte und dem Fürstentum Schwarzburg / Sondershausen. Erwähnenswert ist im Zusammenhang mit menschlichen Hinterlassenschaften ein nicht näher zu definierender Grabhügel bei den drei Linden an der Flurgrenze zwischen Obertopfstedt und Feldengel. Bei der Rekonstruktion der Ziegelei wurden zwei Bruchstücke eines aus Buntsandstein hergestellten Waidmühlensteins aus einem Fundament geborgen und sichergestellt. Diese Zeugnisse aus vergangenen Zeiten deuten auf den Anbau und die Aufbereitung der Färbepflanze Waid in Niedertopfstedt hin.

Entstehung des Ortsnamens

Die in Urkunden vorkommende Bezeichnung Topfstete, Tophstete, Topfstede usw. lässt es oft zweifelhaft erscheinen, ob hier Ober- oder Niedertopfstedt gemeint sind. Die Ortssilbe Ober- bzw. Niedertopfstedt wird erstmalig ab 1333 erwähnt. Deshalb müssen derartige Urkunden für beide Ortsteile in Anspruch genommen werden. In der historisch-topografischen Beschreibung des Kreises Weißensee von 1863 schreibt Hagke, dass Obertopfstedt schon in Urkunden des 9. und 10. Jahrhunderts unter dem Namen Drecksted, später unter der Bezeichnung Tophsted vorkommt. Bei der im Jahre 974 durch Kaiser Otto bestätigten Urkunde handelt es sich sicher nicht um Obertopfstedt, sondern um einen in Thüringen untergegangenen Ort. Die Ortsnamenbildung mit der Silbe "Topf" oder "Toph" hat zu den verschiedensten Deutungen Veranlassung gegeben. Er hat jedoch nicht mit dem Töpferhandwerk oder späteren Ziegelhöfen zu tun. Zur Erläuterung des Namens Tophstete gewährt die Wüstung Topfleben bei Gotha, die als Tupphileiben, Toppelleiben usw. in alten Urkunden vorkommt. Tobel oder Tubel ist althochdeutsch und bedeutet die Waldschlucht oder die Tiefe des Waldes. Da Topfstedt in einer kleinen Schlucht liegt, die in Nord- Südrichtung leicht ansteigt und in alter Vorzeit vielleicht bewaldet war, ist anzunehmen, dass die ersten Siedler den Ort "Waldschluchtstätte" oder "Waldstätte" genannt hatten.

Die 1150 Jahrfeier von Topfstedt

Im Jahr 1992 wurde Topfstedt 1150 Jahre alt. Dies war Anlass für die Bürger eine Woche lang zu feiern. In dieser Festwoche fanden in beiden Ortsteilen verschiedene Veranstaltungen statt. Ullrich Müller zum Beispiel hielt einen Vortrag über die Entstehung und Entwicklung der LPG in Topfstedt. Auch ein Fußballspiel zwischen Ober- und Niedertopfstedt wurde ausgetragen. Den Höhepunkt der Festwoche bildete ein Umzug der verschiedenen Vereine und Betriebe durch beide Ortsteile. Hierfür wurden Trachten und andere Kleidung aus alten Zeiten getragen. Alle Teilnehmer hatten Spaß und Freude und würden auch gern im Jahr 2017 wieder dabei sein.

Geografie

Der kleine Ort Topfstedt mit seinen Ortsteilen Ober- und Niedertopfstedt zählt ca. 750 Einwohner. Seine Flurgrösse beträgt 1006 ha. Der Ortsteil Obertopfstedt nimmt eine Fläche von 0,510 qkm ein. Obertopfstedt liegt 18 km südlich der Kreisstadt Sondershausen im Kyffhäuserkreis. Die Verkehrslage kann man als insgesamt günstig bezeichnen. Der nächste Bahnhof befindet sich in Greußen ca. 3 km entfernt. Dort ist der Anschluss an die Bahnlinie Nordhausen- Erfurt. Obertopfstedt hat eine direkte Anbindung an die B4, die in Erfurt Anschluss an die Autobahn Richtung Eisenach und Hermsdorfer Kreuz hat. Die Autobahnanbindung in Sömmerda ist derzeit nur teilweise fertiggestellt. Der Fremdenverkehr spielt keine grosse Rolle, obwohl eine Gaststätte "Zum Dorfkrug" und unbegrenzt Privatunterkünfte vorhanden sind. Die landwirtschaftliche Wirtschaftsstruktur ist mit mehreren Kleinbetrieben (z.B. Fliesen Braune, Transportunternehmen Kranhold, Rohr- und Kanalreinigung Weimann, Reifen Schuchardt, u.v.a.m) geprägt. Topfstedt gehört zur Thüringer Hügellandschaft und liegt im Thüringer Becken.


Besten Dank an Nancy W. für die freundliche Unterstützung.


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